Das Schulprogramm
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Der Stamm
der
Brüder-Grimm-Grundschule
Heranführen zum selbstgesteuerten
eigenverantwortlichen Lernen
Wenn du mit anderen ein Boot bauen willst,
schicke sie nicht, Holz zu sammeln
und Werkzeuge zu besorgen,
sondern wecke in ihnen die Sehnsucht nach dem weiten Meer.
(Antoine de Saint-Exupèry)
„Nicht nur selbstgesteuert und eigenverantwortlich,
sondern auch sozialkompetent und strukturiert lernen!“
Da wir uns bereits im Jahre 2002 an dem Dortmunder Modellvorhaben „Selbstständige Schule“ beteiligten, haben wir als Schule nach umfangreichen Qualifizierungsmaßnahmen und schulinterner Gestaltungs- und Veränderungsprozesse nun als Eigenverantwortliche Schule bereits einige Erfahrungen im Bereich der Schulentwicklungsplanung. Da sich uns als Selbstständiges System einige gestalterische Freiräume hinsichtlich der Unterrichts- und Schulentwicklungsplanung boten, haben wir nicht nur pädagogisch-methodische Schwerpunkte gesetzt, sondern auch unseren Schultag organisatorisch individuell für uns verändert.
Die Grundlage unserer schulischen Arbeit ist es natürlich jedes Kind individuell mit allen seinen Voraussetzungen zu fördern und zu fordern. Die Umsetzung aller Bemühungen diesbezüglich wird dabei immer getragen von dem Leitziel unserer Schule:
Heranführen zum selbstgesteuerten
eigenverantwortlichen Lernen |
Daraus folgernd haben an unserer Schule offene Unterrichtsformen einen hohen Stellenwert. In regelmäßigen Teamsitzungen der Kolleginnen, die ein fester Bestandteil der gemeinsamen Unterrichtsentwicklung und – vorbereitung sind, und in gemeinsamen Dienstbesprechungen werden Absprachen getroffen und gemeinsam darüber entschieden, welche methodischen Fähigkeiten und Fertigkeiten, welche Lern- und Arbeitstechniken die Kinder erwerben sollen, damit sie in der Lage sind, anstehende Aufgaben planvoll, zielstrebig und selbstständig zu erledigen und zu reflektieren.
Bereits der offene Anfang, d.h. Öffnung der Schule um 7.45 Uhr, ermöglicht es den Kindern, den Schultag selbstgesteuert zu beginnen. Sie können entweder noch auf dem Schulhof spielen oder in den Klassen bereits mit dem Arbeiten beginnen. Um 8.00 Uhr müssen dann alle Kinder in ihren Klassenräumen sein.
Unser Schultag beginnt für alle mit der Freiarbeit:
Um das eigenverantwortliche Arbeiten zu fördern und weiterzuentwickeln beginnen bei uns alle Klassen in der ersten Schulstunde mit der Freiarbeit (außer bei Fachunterricht). Während der Freiarbeitsphasen stehen alle Klassentüren auf und auch die Schulflure dienen während dieser Zeit als Arbeitsplatz, so dass Kinder unterschiedlicher Altersstufen miteinander kommunizieren bzw. sich gegenseitig helfen können.
Hier arbeiten Kinder aus drei verschiedenen Jahrgängen zusammen.
In den einzelnen Klassen wählen die Kinder aus einem umfangreichen Angebot an Freiarbeitsmaterial ihre Arbeit hinsichtlich ihrer individuellen Lernvoraussetzungen und Interessen entsprechend aus. Sie dürfen selber entscheiden, ob sie schon gelernte Bereiche durch intensives Üben festigen oder sich neues Wissen aneignen wollen. Unterstützung bei diesem Entscheidungsprozess bekommen die Kinder natürlich zu jeder Zeit auch von ihrer Klassenlehrerin dahingehend, dass diese bestärkend oder beratend zur Seite steht. Aufgrund der „offenen“ Arbeitsatmosphäre in unserem gesamten Schulhaus können unsere Schüler immer auch in jahrgangshöhere oder jahrgangsniedrigere Klassen gehen, um dort Freiarbeitsmaterialien anderer Anforderungsstufen zu nutzen und so noch individueller ihre speziellen „Schwächen oder Stärken“ fördern („Drehtürmodell“). Die Klassenlehrerinnen der einzelnen Klassen sprechen sich dabei ab, um die Kinder dabei zu beraten und zu unterstützen.
Während der Freiarbeit wird auch das soziale Miteinander stark gefördert. Da die meisten Materialien pro Klasse nur einmal vorhanden sind, müssen die Kinder Rücksicht nehmen und eventuell entstehende Wartezeiten sinnvoll nutzen.
Um den Kindern Hilfen bei diesen individualisierten Arbeitsformen zu bieten, haben wir im Kollegium verbindliche Regeln zu den Lernzielen des eigenverantwortlichen Arbeitens für die Kinder aufgestellt, die in jeder Klasse aushängen. Diese Lernziele werden im Kollegium immer wieder hinsichtlich ihrer Effektivität im Schulalltag diskutiert und evaluiert.
Am Ende der Freiarbeitszeit dokumentiert jedes Kind seine Lernergebnisse in einem Lerntagebuch. Hier soll jedes Kind protokollieren, wie es den individuellen Anspruch der Aufgabe, die eigene Anstrengungsbereitschaft und den Lernerfolg einschätzt. Anschließend entscheiden und notieren die Kinder, welche Aufgabe sie am nächsten Tag bearbeiten möchten. So sollen die Kinder immer sicherer in der selbstständigen Planung und Gestaltung ihrer individuellen Lernprozesse werden.
Weitere offene Unterrichtsformen im täglichen Ablauf
Zusätzlich zur Freiarbeit werden als weitere Formen der Öffnung von Unterricht und der Heranführung zum selbstständigen Lernen auch das Arbeiten mit Arbeitsplänen, die Werkstattarbeit und das Arbeiten in jahrgangsübergreifenden Projekten innerhalb der einzelnen Fächer praktiziert. Vielfältige differenzierte Angebote ermöglichen es so jedem Kind angemessen und erfolgreich zu eigenen Ergebnissen zu kommen. Dabei bieten wir den Kindern Aufgaben auf unterschiedlichen Schwierigkeitsniveaus an, ebenso wie eine Staffelung hinsichtlich des Arbeitsumfangs, so dass fördern und „heraus“fordern dabei in gleichem Maße zum Tragen kommen.
Da unser Unterricht häufig fächerübergreifend angelegt ist, haben die Kinder auch hinsichtlich dieser Vernetzung die Möglichkeit, einzelne Themen als sinnvolle Zusammenhänge individuell für sich aufzunehmen und zu verarbeiten.
Jahrgangsübergreifende Projekte als weiterer wichtiger Baustein
Um unser grundsätzliches Ziel „Heranführen der Kinder zum selbstgesteuerten eigenverantwortlichen Lernen“ zu stärken, halten wir auch das jahrgangsübergreifende Arbeiten in Projekten für besonders effektiv. Diese Projekte führen wir einmal pro Halbjahr im Zuge des geregelten Schultages durch. Die zeitliche Dimension erstreckt sich von jeweils zwei Stunden pro Tag über einen Zeitraum von mindestens drei bis zu acht Tagen lang. Bei der Jahrgangsmischung haben wir uns für eine Verbindung der Jahrgangsstufen 1 / 2 und 3 / 4 entschieden, so dass die Kinder innerhalb dieser Klassen gemeinsam voneinander und miteinander lernen.
Die Inhalte der einzelnen Projekte sind hinsichtlich der Fächer bzw. der angestrebten Lernkompetenzen unterschiedlich.
Auch innerhalb dieser Projekte entwickeln die Kinder ihre Fähigkeiten zum selbstgesteuerten Arbeiten weiter. Hilfen dazu finden sie unter anderem durch die in jedem Klassenraum aushängenden Regeln zum „eigenverantwortlichen Lernen“, auf die innerhalb jeglicher Arbeitsphasen immer wieder verwiesen wird (s. Regeln).
Regeln für die Klassen 1 - 4
Sei ein guter Lernpartner! |
Sprich im Flüsterton! |
Gehe sorgfältig mit dem Material um! |
Nutze deine Arbeitszeit gut! |
Während des gemeinsamen Lernens werden so neben den fachlichen und methodischen in besonderem Maße aber auch soziale Kompetenzen der Kinder gefördert. Außerdem wird bei jedem Projekt eines der Lernziele zum eigenverantwortlichen Arbeiten, die in jeder Klasse aushängen, in den Vordergrund gestellt. Zum Abschluss der jeweiligen Projekte schätzen die Kinder ihre Arbeit hinsichtlich des im Vordergrund stehenden Lernziels mit verschiedenen Methoden (rote und grüne Klebepunkte/ Smileys/ Zielscheibe) selbst ein.
Unser „Methodenkoffer“ - Kooperative Lernmethoden
nach Norm Green:
Neben allen o.g. Prozessen des selbstgesteuerten Lernens an unserer Schule sind für uns auch die kooperativen Lernmethoden nach Norm Green ein wichtiger didaktischer Baustein zur Förderung des individuellen lernerfolges unserer Schüler/innen.
Das Konzept des Kooperativen Lernens hat den Erwerb von
- fachlichen,
- persönlichen,
- sozialen und
- methodischen Kompetenzen des Schülers zum Ziel.
Mit seinen kooperativen Lernmethoden liefert uns Norm Green eine Sammlung von Werkzeugen, die geeignet ist, methodisches Können durch gemeinsames Lernen zu erwerben und so gleichzeitig fachliche wie auch soziale Kompetenzen zu entwickeln. Für die erfolgreiche Durchführung dieser „Teamarbeit“ sieht Norm Green z.B. eine feste Rollenverteilung vor. Jedes Mitglied hat eine feste und zum Erreichen des gemeinsamen Zieles unbedingt nötige Rolle und füllt diese nach seinen individuellen Fähigkeiten aus. Nur wenn jeder seinen Teil dazu beiträgt, arbeitet das Team effektiv und erfolgreich.
Aus einer Fülle von Methoden haben wir für unsere unterrichtliche Arbeit eine Auswahl an sechs exemplarischen und verbindlichen Methoden ausgewählt und diese in unserem Koffer „So lernen wir gemeinsam!“ gebündelt (s. Abbildung).
Dieser Methodenkoffer hängt in allen Klassen aus und fließt in die Unterrichtsplanungen der einzelnen Fächer und Klassenstufen mit ein.
Beim Arbeiten mit dem Platzdeckchen müssen sich die Gruppenmitglieder auf bestimmte Schwerpunkte verständigen.
Um all diese offenen unterrichtsrelevanten Faktoren noch flexibler gestalten zu können und das konzentrierte Arbeiten nicht durch vermeidbare akustische Reize zu unterbrechen, haben wir uns entschieden, das Klingelzeichen an unserer Schule nur zum morgendlichen Unterrichtsbeginn und zu den jeweiligen Pausenenden einzusetzen.